Schriftgröße:
Kontrast:

Pflegebonus: Es brodelt in den Teams.

Zerrissene Teams

Ungleichbehandlung durch den Pflegebonus sorgt für Ärger bei Mitarbeitenden. argeSODiT fordert von Landesregierung Erweiterung des Bezugskreises.

„Der Unmut in der Belegschaft unserer Mitglieder ist groß und wird auch deutlich artikuliert. Es brodelt.“ fasst argeSODiT Obmann Ludwig Plangger die aktuelle Stimmung in den Organisationen der Tiroler Behindertenarbeit zusammen. Bereits seit Juni letzten Jahres weisen die Dienstleister der Behindertenhilfe und ihr Dachverband argeSODiT auf die Schieflage hin, die das das Gesetz zur Auszahlung eines Pflegebonus (EEZG) in ihre Teams bringt.

Nun ist die Auszahlung rückwirkend für 2022 erfolgt und die Ungleichbehandlung schwarz auf weiß auf den Lohnzetteln für die Mitarbeiter_innen greifbar. Für die vielfach multiprofessionell arbeitenden Teams der Behindertenarbeit ist das fatal. Teile des Teams bekommen den Bonus, Teile nicht - obwohl sie die gleiche oder gleichwertige Arbeit verrichten.

Appell an Land und Bund

Dass die Bundesregierung die Arbeitsbereiche der Pflege und Betreuung aufwerten möchte wird positiv gesehen. Das Problem ist der Bezieher_innenkreis. Bezugsberechtigt für den Pflegebonus sind nur Personen mit bestimmten fachlichen Qualifikationen.  „Der Ärger ist nachvollziehbar. Hier muss nachjustiert werden.“ fordert Plangger.

Der Appell an die Tiroler Landesregierung: der Spielraum, den Bezieher_innenkreis in der Landesrichtlinie zu erweitern, muss genutzt werden. Aus Sicht der argeSODiT muss der Bonus im Sinne der Gleichbehandlung allen, im Tiroler Teilhabegesetz als fachspezifisch anerkannten Mitarbeiter_innen, zustehen. Zudem solle sich die Landesregierung auf Bundeseben für eine Änderung stark machen. Die Zukunft kann nicht in Einmalzahlungen und Boni liegen. Diese werden den Personalmangel nicht lösen. Zielführender ist eine höhere und faire Entlohnung aller fachspezifischen Mitarbeiter_innen in der Behindertenhilfe und ein Gesamtkonzept zur Attraktivierung des Berufsfeldes.

Personalmangel gefährdet Begleitung

„Wir können es uns schlicht weg nicht leisten, dass die Behindertenarbeit als Branche unter der Pflegebonus-Regelung leidet.“ unterstreicht Obmann-Stellvertreterin der argeSODiT Kristin Vavtar. „Schon jetzt herrscht Personalmangel. Das gefährdet die qualitätsvolle Begleitung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen. Es braucht positive Akzente, keine Spaltung.“

Bericht Tiroler Tageszeitung, 7.2.2023