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Die Lebenshilfe Tirol setzt in der Begleitung von ukrainischen Kindern mit und ohne Behinderungen auf Empowerment, Selbstbestimmtung und Teilhabe. Die Mitglieder der argeSODiT unterstützen sie dabei.

„Es braucht viele“, darin sind sich Ludwig Plangger, Obmann der argeSODiT und Georg Willeit, Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol, einig. „Damit Inklusion gelingt braucht es die Expertise vieler, die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und zu den schönen Worten konkrete Taten. Diese Erfahrung machen wir in der alltäglichen Begleitung von Menschen mit Behinderungen im Bereich Arbeit, Wohnen oder in der Mobilen Begleitung – aber auch jetzt aktuell in Stift Fiecht, wo wir ukrainische Kinder mit und ohne Behinderungen und ihre Mütter bzw. Begleitpersonen seit fünf Wochen begleiten“, so Georg Willeit weiter.

Im Vorfeld des Internationalen Tages der Inklusion am 5. Mai bedankt er sich bei der argeSODiT und deren Mitglieder.

„Sei es das SLW, das Aufbauwerk, Netzwerk St. Josef oder das Jugendcoaching Tirol – die jeweilige Expertise und Unterstützung der befreundeten Organisationen ist von unschätzbarem Wert für das therapeutische und sozialpädagogische Angebot.“ Sein Dank geht auch an den Diakonie Flüchtlingsdienst, der in rechtlichen Belangen berät und an die Träger medizinischer Versorgung.

Für die argeSODiT ist die Kooperation eine Selbstverstädnlichkeit. „Es braucht viele – dieser Gedanke stand zu Beginn der argeSODiT und ist seither ein Grundpfeiler unserer Arbeit. Als Dachverband der Organisationen, die in Tirol Leistungen für Menschen mit Behinderungen anbieten, setzen wir uns für Rahmenbedingungen ein, die Teilhabe fördern. Es braucht Vielfalt und den Blick für das Gemeinsame auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft“, so Ludwig Plangger. Dieser Gedanke sei gerade in Ausnahmesituationen besonders wichtig.

Teilhabe-Leistungen für Menschen mit Behinderungen aus der Ukraine

Vor dem Hintergrund des Selbstverständnisses der Lebenshilfe als Menschenrechtsorganisation appelliert Georg Willeit, dass Leistungen aus dem Tiroler Teilhabegesetz schutzsuchenden Menschen mit Behinderungen aus der Ukraine möglichst schnell offenstehen.

Erste Zwischenbilanz: Gut eingelebt, emotionale Belastungen

Die Kinder und Jugendlichen haben sich gut eingelebt: Fußballspielen, Straßenkreide malen, Radfahren und Ausflüge sind der Ausgleich zur wieder gestarteten Schule. Der Unterricht findet in derzeit noch in vier Klassenzimmern in Stift Fiecht statt und wird von der Bildungsdirektion des Landes organisiert. „Uns ist wichtig, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen bald am regulären Unterricht in den Schulen der Umgebung teilnehmen – ein weiterer Schritt in Richtung Teilhabe. Einige nehmen auch am Online-Unterricht teil, der von ihren ukrainischen Heimatschulen angeboten wird“, berichtet Georg Willeit, wie wichtig regelmäßige Angebote und Strukturen sind.

Für die Kleineren gestalte etwa eine Elementarpädagogin der Lebenshilfe drei Vormittage vor Ort. Ergänzt werde dies ein Mal pro Woche durch einen inklusiven Eltern-Kind-Treffpunkt von fit for familiy Elternbildung (Katholisches Bildungswerk). „Auch hier setzen wir darauf, dass die jüngeren bald örtliche Kindergärten besuchen“, so Georg Willeit weiter.

Sein Fazit: „Die Sorge um die daheimgebliebenen Familienangehörigen belastet unsere Gäste in Stift Fiecht. Vor allem die Mütter und die Begleitpersonen sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, zurückzukehren und ihnen beizustehen und der Erleichterung, bei uns in Tirol in Sicherheit zu sein. Dazu kommt die unklare Perspektive – niemand kann wissen, wie sich dieser Krieg weiterentwickelt. So bemühen wir uns unter anderem, zurückgebliebene Kinder zu ihren Müttern in Stift Fiecht nachzuholen.“

Unterm Strich bestätige die Erfahrung, dass es viele brauche, um die Rechte Schutzsuchender zu verwirklichen: Botschaft, Honorarkonsul, Land, Gemeinde, Zivilgesellschaft, Rechtsberatung, und Partner wie die argeSODiT. Auch die Abstimmung mit der Lebenshilfe Österreich und den auf europäischer Ebenen tätigen Organisationen, wie EASPD, Inclusion Europe oder Humanity International, habe sich als hilfreich erwiesen.